Wer ist noch drin und wer bleibt auf der Party?
Anfang Januar war die Talk-App Clubhouse in aller Munde und jeder wollte Teil der Party sein. Die Angst etwas zu verpassen war groß, wenn man noch keinen „Invite“ erhalten hatte. Doch wo steht Clubhouse heute? Ist der Hype ungebrochen? Ist die Party weiterhin exklusiv und wer feiert noch mit?
Clubhouse ist ohne Zweifel auf eine sehr interessante Nische gestoßen, in der sich zunehmend starker Wettbewerb namhafter Player wie Reddit, Twitter, Spotify und Facebook in Stellung bringt. Das Thema ist heiß und jetzt geht es darum, wer sich hier dauerhaft positionieren und sich von den anderen abgrenzen wird. Denn die Gefahr ist groß, dass der Hype genauso schnell vorbei ist, wie er gekommen ist und damit keiner mehr ein Teil der exklusiven Party ist.
Wir haben unser Team befragt, wie sie heute zu Clubhouse stehen, welche Erfahrungen sie mit der App gemacht haben und ob sie noch Teil der Community sind. Hier ungeschönt und direkt das Feedback:
Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass es schwer ist, die “passenden” Sessions zu finden, da diese zu grob geclustert sind, so dass Einladungen zu Themen erfolgten, die einen nicht oder nur bedingt interessieren. Es war mitunter nervig, Pushnachrichten zu Sessions zu erhalten, die einfach nicht passen. Darüber hinaus scheint der Algorithmus hier nicht zu lernen, da unseren Kollegen aufgrund besuchter Sessions keine adäquaten Sessions empfohlen wurden. Hier sollte Clubhouse schnellstmöglich optimieren, um die Relevanz beim Nutzer zu erhöhen und ihn damit mehr an sich zu binden.
Die Moderation der Sessions inkl. Timeline ist das A&O: Wir haben einige gute Sessions besucht, die gut moderiert wurden – auch was die Wortmeldungen betrifft. Vor allen Dingen haben sich diese Sessions an die Timeline gehalten und das war insgesamt ein echter Mehrwert. Leider gab es auch Sessions, die einfach so dahingelaufen sind, z.B. irgendein daily breakfast, das am späten Nachmittag immer noch lief und inhaltlich einfach nur allgemeines “Gelabere” war. Hier gab es auch keine Guidance in Sachen Moderation. In einem Fall war der letzte verbliebene Moderator nach eigener Aussage gerade an der Supermarktkasse (der Kassenscanner war klar hörbar). Das ist natürlich Murks und vermittelt einem, je nach Thema, ein unprofessionelles Umfeld.
Unser Team hat an regelmäßigen Formaten teilgenommen. Hier war z.T. das Problem, dass sich die Session dann wieder mit Themenfeldern aus der/den Vorwoche/n beschäftigt hat, da das Auditorium immer wieder Fragen in die gleiche Richtung gestellt hat. Somit war die regelmäßige Teilnahme dann kein Mehrwert mehr.
Es gibt aber nicht nur Negatives zu berichten, denn die einfache Möglichkeit einen Talk zu starten, diesen zu moderieren, Personen auf die Bühne zu holen und zum Gespräch und Austausch einzuladen ist sehr gut, obwohl sich Viele vorher auch fragen sollten, ob sie sich wirklich melden sollten. Was weiterhin fehlt ist eine Kommentarfunktion und evtl. auch die Funktion Reaktionen zu zeigen.
Last but not least, ist Clubhouse immer noch nicht für Android nutzbar und auch das Datenschutzthema ist immer noch „schwierig“
Fazit:
Die Party ist weiterhin am Laufen, wenngleich der erste Hype und der anfängliche Kultstatus inzwischen etwas verblasst ist. Die kommerziellen Erlösmöglichkeiten bleiben spannend zu beobachten, auch wie sich die Qualität der Sessions ändert, denn diese ist aktuell extrem unterschiedlich. So nutzen Einige Clubhouse eigentlich „nur“ um sich hin- und wieder nebenbei berieseln zu lassen. Wer aus unseren Teams konkrete, qualitativ gute Inhalte haben möchten, nutzt weiterhin gezielte Podcasts, zumal man dort in der Nutzung auch zeitlich flexibel ist.
Der Markt ist gerade echt heiß und wird sich sicher konsolidieren. Wir sind sehr gespannt, wer sich letztlich mit welchem Konzept durchsetzen wird!
Älterer Beitrag vom 25. Januar 2021
Die neue „Dorfdisko“, von der alle reden und auf der Gästeliste stehen wollen?
Man muss den selten dagewesenen Wirbel neidlos anerkennen, den Clubhouse in den letzten Tagen in der Digitalszene erzeugt hat. Das gute alte Prinzip der Verknappung hat dann noch sein Übriges dazu beigetragen und der Hype war perfekt.
Wir haben uns mal umgehört und unser Team nach den ersten Erfahrungen mit Clubhouse und deren Meinung gefragt. Hier das Ergebnis – direkt, kontrovers und ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
In der aktuellen Betaversion ist die App bislang ausschließlich Iphone Usern vorbehalten. Zählt man sich zum (vermeintlich) elitären Kreis der mobilen Applefreunde, kann man die Clubhouse Einladung per App erhalten oder auch jemanden aus der persönlichen Kontaktliste den Zutritt ermöglichen. Getreu dem Motto „in ist, wer drin ist” fühlt es sich erstmal gut an, diese Hürde geschafft zu haben. Wer nicht drin könnte sich ausgegrenzt und unter Druck gesetzt fühlenaus Angst, etwas zu verpassen (FOMO Effekt). Aber Hand aufs Herz: Auch Pinterest hat als geschlossene Plattform begonnen, für die eine Einladung brauchte…
Generell positiv bewertet wurde die Fülle an abwechslungsreichem Content, den man in Echtzeit konsumieren und sich auch einbringen kann. Allerdings hilft viel auch nicht immer viel und man muss sich schon die Frage nach der Qualität des Contents stellen. Hier wird sich schnell Klasse von Masse differenzieren, wobei sich das letztlich erst beim Konsum während der jeweiligen Session herausstellen dürfte. Sessions mit namhaften (bezahlten???) Referenten dürften hier künftig klar im Vorteil sein und für entsprechend hohe Teilnehmerzahlen sorgen.
Wer aber rein auf den Konsum von Informationen und Hintergründen aus ist, auf Qualität setzt und das Zeitfenster des Anhörens frei wählen möchte, ist mit Podcasts evtl. besser bedient. Möchte man jedoch in Interaktion mit den Referenten treten, mitdiskutieren und Fragen stellen, so ist Clubhouse schon ein echt spannendes Medium und evtl. auch eine Alternative zur ein oder anderen Konferenz.
Wechselt man die Perspektive und startet einen eigenen Room, bietet Clubhouse schon gigantische Möglichkeiten: Es war wohl nie einfacher Menschen zu einem Thema um sich zu versammeln und sich auszutauschen. Egal welchen Zweck man letztlich verfolgt (Positionierung als Experten, Ausbau des eigenen Netzwerks, Wissensaustausch, Sammeln von Informationen, Einholen von Meinungen, etc.) – man muss nur einen Room starten und loslegen. Falls es nicht so laufen sollte wie erwartet, ist man um eine Erfahrung reicher und hat nichts verloren.
Ein klarer Kritikpunkt von allen Kollegen ist das Thema Datenschutz, das Clubhouse unbedingt nach aktuellen Standards anpassen sollte, um langfristig erfolgreich zu sein.
Als negativ wurde ergänzend wahrgenommen, dass Clubhouse nicht inklusiv ist und FOMO fördert. Obwohl unsere Gesellschaft immer inklusiv sein sollte muss man ehrlicherweise anmerken, dass z.B. Gehörlose bei vielen Apps noch nicht ausreichend inkludiert werden.
Fazit
In Summe findet unser Team die Ideen hinter der App „cool“, da es etwas Neues ist, das sehr schnell an Fahrt aufnimmt und einen Hype geschaffen hat. Wir sind gespannt, wie schnell Clubhouse die Betaphase verlässt, wann die Datenschutzthematik glattgezogen wird und wie die App eines Tags monetarisiert wird.
Dann wird sich auch zeigen, wer „drin“ ist und wer „drinbleibt“. Wir verfolgen das Geschehen mit interessierten Blicken weiter und beobachten, ob sich der Hype um die Dorfdisko halten kann oder ob der User doch lieber wieder in die Kneipe seines Vertrauens zurückkehrt.